Die Rede ist von der sog. Palligrafie®, einem Konzept, welches auf der Würdezentrierten Therapie nach Harvey M. Chochinov basiert, von einer Journalistin sowie Sterbebegleiterin (Sabrina Görlitz) begründet wurde und seit einigen Jahren in Hospizen und auf Palliativstationen in Hamburg umgesetzt wird. Jetzt hat die Palligrafie® den Weg nach Trier zu uns gefunden.
„Palligrafie® ist eine Wortschöpfung aus den Begriffen palliativ und Biografie, angelehnt an die Kalligrafie, die Kunst des schönen Schreibens. Dahinter verbirgt sich eine besondere Form der Biografiearbeit, die sich an lebensbedrohlich erkrankte Patientinnen und Patienten [hier: Bewohnerinnen und Bewohner] richtet. Die Palligrafie® gibt ihnen die Möglichkeit, in vertrauensvoller Atmosphäre mit einem geschulten und achtsamen Gegenüber über die Dinge zu sprechen, die ihnen im Leben und Sterben wichtig sind, und die sie an Freunde und Familie weitergeben möchten. […]
Das circa einstündige Gespräch wird als Tonaufnahme aufgezeichnet und anschließend verschriftlicht. Das Ergebnis ist ein individuell und liebevoll gestaltetes Schriftstück, das der/die Patient:in erhält und das er/sie in beliebiger Ausfertigung an Familie und Freunde weitergeben kann. Die Erstellung dieses zutiefst persönlichen Dokuments gibt tödlich erkrankten Menschen die Möglichkeit, für diejenigen Sorge zu tragen, die ihnen besonders am Herzen liegen. Die Palligrafie® gibt ihnen die Gewissheit, dass ihre mitgeteilten Worte, was auch immer passiert, sicher festgehalten und für ihre Krankheit unerreichbar sind. Darüber hinaus bietet sie ein wirksames Gegengewicht gegen das Gefühl, eine Last zu sein oder gegen das wachsende Gefühl der Sinnlosigkeit, das entstehen kann, wenn Krankheit und Verlust überwältigend werden.
Indem sie Menschen ermutigt, ihre Geschichte zu erzählen und die ihnen wichtigen Gedanken, Gefühle und Wünsche zum Ausdruck zu bringen, hilft die Palligrafie dabei, das Gefühl, wertvoll und geschätzt zu sein, zu bewahren und zu fördern.
Häufig fällt es Menschen, die an dem Projekt teilgenommen haben, im Anschluss ein wenig leichter, ihr inneres Einverständnis in ihre Situation zu geben und ihre letzten Lebenswochen oder Monate, aber auch ihren Abschied ganz bewusst zu gestalten.
Auch den Angehörigen kann das von einem geliebten Menschen verfasste Schriftstück in Zeiten der Trauer Trost spenden. Es ist tröstend und hilfreich zu wissen, wie ein Mensch erinnert werden möchte und welche Dinge ihm im Leben am wichtigsten waren."
(Görlitz 2023)